1_Prypjat-Panorama

Im Juni 2015 unternahm ich eine Reise, wo ich andere vor einigen Jahren, als “mega bekloppt und absolut lebensmüde” bezeichnet hätte. Vielleicht bin ich jetzt ja auch lebensmüde und bekloppt geworden. Vielleicht bin ich aber auch einfach nur reifer und wahnsinnig neugierig danach geworden, das Leben und das drum herum  besser begreifen und nachvollziehen zu können.

Prypjat-Teschernobyl_bei-Block-4_02Im April 1986, genau am 26-ten zum Tagesbeginn, ereignete sich für mein Empfinden die wohl dümmste Katastrophe seit Menschen diesen Planeten beherrschen wollen. Reaktor 4 in Tschernobyl zeigt in dieser Nacht was passiert, wenn der Mensch denkt er kann mal schnell die Physik und Chemie auf Herz und Nieren “testen”, hat jedoch davor die Umkehrrechnung vergessen anzustellen.  Ich schreibe hier keine Zahlen, Fakten und bewiesene Daten. Das haben schon viele vor mir gemacht.

Aber sicher ist, dass es sich hierbei mal wieder um menschliches Versagen handelte, welches die Physik dann mit einem großzügigen Exponenten in einer Kettenreaktion auslässt. Kurz, der Reaktor explodiert und knapp 50 tausend Menschen werden aus der direkt anliegenden Arbeiterstadt Prypjat evakuiert, leider auch viel zu spät und die Menschen dort haben von dem was passiert war, nicht die geringste Ahnung über die wahre Katastrophe, nämlich dem größten Supergau der Geschichte. Hier leben, wohnen und schuffte(te)n ja nur die Arbeiter(-klasse). Davon sollen mehr als 15-tausend Kinder gewesen sein. Eine Stadt, welche nur für die atomare Energie auch Kernkraft genannt im Jahre 1970 erschaffen wurde. Und nun? Innerhalb von 48 Stunden entsteht die Sperrzone Tschernobyl, eine Todeszone so groß wie Luxemburg. Man nennt sie auch:

The Ghost Town Prypjat

Prypjat-Teschernobyl_Central-Town_30Die verheernden Folgen, verlogenen Statements von Regierung und Wissenschaflter, sowie die lustigsten Analysen und Erklärungen kann man in hunderten Beiträgen und Dokumentationen aus Gesundheits-Magazinen, Wirtschaftslitaratur und dem allwissenden Internet entnehmen und alle sind nicht wirklich identisch beziehungsweise beschreiben vieles so unterschiedlich und geben daraus keine hundertprozentige Gewissheit über die absolute Wahrheit zur “Katastrophe von Chernobyl”. Nur was man anfassen kann, kann man begreifen – nein, lass das mal lieber , das trifft hier absolut nicht zu, fass lieber nicht alles an und leg Dich nirgends auf den Boden!

Schon das Durchschreiten des Checkpoints entfacht auch bei mir Gänsehaut. Man betritt ein Territorium der “Verseuchung”, läuft dem unsichtbaren Tod direkt entgegen, irgendwie unheimlich und dann noch diese extreme Stille. Der Wind raschelt höchstens in den Baumkronen oder das Laub über den Weg. Vielleicht hört man sogar noch ein Vogel zwitschern. Der Anblick dieser Umgebung entfacht die unterschiedlichsten Gedanken, waghalsigster Annahmen und gruseligsten Vorstellungen, für mich ein herrliches, fotoristisches Kopfkino, jedoch ein geistiger Horror im Bezug auf vergangene Tatsachen.

Seit her ist diese Stadt leergefegt von Menschen und regem Treiben, die Natur erobert sich mehr und mehr Ihr Territorium zurück. Strassen und Wege verschwinden immer mehr. Viel schlimmer man sieht, riecht und fühlt kein bisschen was im Unsichtbaren lauert, auch heute noch.

Prypjat-Teschernobyl_Central-Town_34Man munkelt, dunkle Schemen sollen durch die ausgestorbene Stadt huschen und es soll einem gelegentlich eiskalt den Rücken hinterlaufen. Kurz man empfindet unnatürliche Dinge, welche auch nicht greifbar gemacht werden können, es sei denn man hält einen Dosimeter vor Augen. Die unsichtbare, tödliche Sache eben.

Manche berichten, man spürt die radioaktive Strahlung in Form von “Kribbeln auf der Haut”. Ich wollte mich davon überzeugen und bin selbst hin. Ich gebe zu, ich war zu unterschiedlichsten Momenten begeistert und verängstigt zugleich, aber auch fasziniert und erfreut was die Natur bis heute hier trotz all dem bewerkstelligt hat. Und dennoch tragen auch viele Menschen heute und morgen hier Ihren Beitrag dazu bei, vieles wieder “rückgängig” zu machen und zahlen dafür mit ihrem wertvollsten Hab & Gut, Ihrer Gesundheit! Ich halte mich nur 3 Tage hier auf – und mehr als 5 Tage werden einem Privatmenschen auch nicht gestattet.

Ich empfand diesen Ort und seine Umgebung, wie jeden anderen auf diesem Planeten. Logisch! Man sieht und spürt die Gefahr auch nicht. Und wenn sich jemand ein bisschen mit Radioaktivität auskennt, der weiß auch, dass ich hier auch heile wieder raus und nach hause gekommen bin.

Damit auch Du einen winzig kleinen Eindruck zur Geisterstadt Prypjat bekommen kannst, schau Dir doch einfach einmal meine Bilder dazu an und nimm Dir drei Minuten Zeit für dieses Video. Ich selbst habe es vor dem Antritt meiner Reise mehrmals begeistert angesehen.

Wenn Dich dieses Thema nun sehr anspricht und bewegt, solltest Du auch unbedingt einmal nach den “Wölfen von Tschernobyl” Ausschau halten, hier findest Du zwei aufregende Beiträge, welche sich wirklich lohnen und unter die Haut gehen!